Simone Jost-Westendorf

Leiterin Medienvielfalt und Innovation der Landesanstalt für Medien NRW in Düsseldorf

Was bereitet dir an der aktuellen Förderlandschaft für Journalismus derzeit am meisten Bauchschmerzen?

Erst einmal finde ich es großartig, dass wir in Deutschland eine vielfältige Förderlandschaft haben, mit sehr unterschiedlichen öffentlichen und privaten Förderinstitutionen. Es ergibt auch Sinn, dass das teilweise sehr spitze Angebote sind und wir föderal organisiert sind, denn die Herausforderungen in den Zielgruppen und Regionen sind schon auch sehr unterschiedlich. Und es ist gut, dass wir sie spezifisch adressieren können.

Was mir darüber hinaus jedoch noch fehlt, ist eine gemeinsame Anstrengung für das Problem, dass der Journalismus sich nicht aus sich selbst heraus finanzieren kann. Denn mehr denn je ist dieser Tage sichtbar: Demokratische Gesellschaften sind auf mediale Infrastrukturen angewiesen, die Zugang zu einem möglichst breiten Spektrum an Perspektiven und Informationen bieten und die einen offenen Diskurs ermöglichen.

Was können Landesmedienanstalten zur Förderung des Journalismus tun?

Im Mittelpunkt der Arbeit der Landesmedienanstalten steht die Förderung der Angebots- und Anbietervielfalt der Medien. In Nordrhein-Westfalen sind wir überzeugt: Vielfältige journalistische Angebote und wirtschaftlich tragfähige Medienunternehmen sind nicht weniger als die Brandmauer unserer Demokratie. Wenn wir diese auch in der Zukunft aufrechterhalten wollen, müssen wir – gemeinsam mit den Medienunternehmen und ihren Mitarbeitenden – uns auf die immer größeren Herausforderungen einstellen, uns für die Erneuerung des Journalismus einsetzen und die Zukunft und Wettbewerbsfähigkeit der Medien gemeinsam gestalten.

Neben der finanziellen Förderung von Innovationsprojekten hängt die Vielfaltsstärkung aber ebenso essenziell von den Menschen in der Branche ab. Diese unterstützen wir durch Ausbildungs- und Nachwuchsförderung, Coaching und Masterclass-Programme, durch Re- und Upskilling von Fachkräften und indem wir sie mit anderen vernetzen. Vergleichbare Programme und Maßnahmen gibt es auch bei den Medienanstalten der anderen Bundesländer mit jeweils unterschiedlichen Schwerpunkten.

Wo steht das journalistische Innovations-Ökosystem in 5 Jahren?

Wenn wir uns gemeinsam dafür einsetzen, dann haben die Menschen in Deutschland 2029 nach wie vor eine Vielfalt an vertrauenswürdigen überregionalen, regionalen und lokalen Medienmarken zur Auswahl, um sich informieren und ihre Meinung bilden zu können. Grundlage dafür ist wirtschaftliche Tragfähigkeit der dahinterstehenden Unternehmen. Daneben gibt es weiterhin einen starken und effizienten öffentlich-rechtlichen Rundfunk. Das wünsche ich mir, und das halte ich auch für möglich. Ein Negativszenario möchte ich mir nicht ausmalen, weil ich Optimistin bin.

Foto: LfM

Simone Jost-Westendorf

Simone Jost-Westendorf setzt sich seit 2015 bei der Landesanstalt für Medien NRW für eine starke und vielfältige Medienlandschaft in Nordrhein-Westfalen ein. Gemeinsam mit ihrem Team schützt und fördert sie die journalistische Vielfalt durch Innovations- und Nachwuchsprogramme und macht sich für einen vielfältigen medialen Diskurs stark. Vor ihrer Funktion bei der Medienanstalt NRW in Düsseldorf war sie Redaktionsleiterin des ARTE Magazins beim deutsch-französischen TV-Sender ARTE in Straßburg, arbeitete als freie Film-Producerin und leitete das Online-Magazin politik-digital.de in Berlin.

Das Format: 3 Fragen – 3 Antworten

Herausforderungen, Erfahrungen, Chancen: In Kurzinterviews sprechen wir mit Akteur:innen in der Medienlandschaft zur Finanzierung und Förderkulisse von Journalismus sowie zu Fragestellungen rund um gemeinnützigen und gemeinwohlorientierten Journalismus.

Published On: 9. März 2024