Ulrike Winkelmann
Chefredakteurin „taz“
Warum braucht es mehr gemeinwohlorientierten Journalismus in Deutschland?
Weil wir jede Chance nutzen müssen, den Anteil an gutem Journalismus hochzutreiben! Gemeinwohlorientiert, das heißt: unabhängig von den wirtschaftlichen Interessen einzelner oder einer allzu kleinen Gruppe; das heißt: abseits vertrauter Pfade nach Themen und Zugängen suchen; das heißt: eine Bereicherung der öffentlichen Diskussion und damit der Demokratie.
Die „taz“ lebt das Modell seit Jahrzehnten vor – was macht eine Genossenschaft so krisenfest?
Eine Genossenschaft ist investiertes Geld, aber dessen Zweck ist hier nicht die materielle Gewinnerzielung, sondern ein Gewinn, der aus der Gemeinschaft entsteht: Solidarität zum Beispiel, Zusammenhalt und Aufklärung. Das hat sich als so überzeugend erwiesen, dass die Leute ihr Geld nicht wieder zurückziehen.
Welche Hoffnungen verbinden Sie mit der Anerkennung des gemeinnützigen Journalismus?
Eine Absicherung für die guten und klugen Projekte und Konzepte, die wir schon haben, und eine Ermutigung für alle, die in Gründung sind.
Ulrike Winkelmann
Ulrike Winkelmann, geboren 1971 in Wiesbaden, studierte in Hamburg und London Germanistik, Politologie, Staatsrecht. Ab 1999 war sie bei der „taz“ in Berlin als Chefin vom Dienst, dann Inlandsredakteurin und später im Parlamentsbüro tätig. 2010 wechselte sie zum „Freitag“ als Politikchefin und kehrte 2011 wieder zur „taz“ als Inlands-Chefin zurück. Ab 2014 wirkte sie beim Deutschlandfunk als Politik-Redakteurin in der Abteilung Hintergrund und wurde 2020 zur Chefredakteurin der „taz“ berufen.
Foto: Anja Weber
Das Format: 3 Fragen – 3 Antworten
Herausforderungen, Erfahrungen, Chancen: In Kurzinterviews sprechen wir mit Akteur:innen in der Medienlandschaft zur Finanzierung und Förderkulisse von Journalismus sowie zu Fragestellungen rund um gemeinnützigen und gemeinwohlorientierten Journalismus.