Jörg Sadrozinski

Vorsitzender des Vereins „Journalismus macht Schule“, Hamburg

Wie nehmen Sie im Jahr 2024 die aktuelle Förderlandschaft für Journalist:innen in Deutschland wahr?

Die Förderlandschaft für Journalistinnen und Journalisten in Deutschland im Jahr 2024 scheint auf den ersten Blick vielfältig – wenn man die verschiedenen Ebenen und Bereiche betrachtet. Es gibt Förderprogramme auf EU-Ebene, nationale Initiativen und spezifische Brancheninitiativen sowie Förderungen von diversen Stiftungen und Institutionen. Auch die Berufsverbände wie die Deutsche Journalistinnen- und Journalisten-Union (dju) in ver.di, der Deutsche Journalist:innenverband (DJV) und die Freischreiber bieten Informationen und Unterstützung für Medienschaffende an, darunter auch spezielle Programme und Initiativen zur Weiterbildung und zur Förderung der Pressefreiheit. Die Schwerpunkte dieser Förderlandschaft liegen auf der Unterstützung der digitalen Transformation, der Innovation im Mediensektor, der Stärkung der Pressefreiheit und der Weiterbildung von Journalistinnen und Journalisten.

Sind staatliche Stellen die richtige Adresse für eine bundesweite Medien- und Journalismusförderung?

Staatliche Stellen können eine Rolle in der Medien- und Journalismusförderung spielen, besonders in Bereichen wie der Ausbildung und der digitalen Transformation. Die Einbindung von Qualitätsmedien und die Förderung von Nachwuchsjournalisten durch Programme wie z.B. Regionalfellowships zeigen, dass staatliche Unterstützung positiv sein kann, wenn sie die journalistische Unabhängigkeit wahrt und die Qualität und Vielfalt der Medienlandschaft fördert.

Manche Kolleg:innen sagen in Bezug auf den Zustand des Journalismus, es sei „kurz nach 12“ – stimmen Sie zu?

Die Aussage, dass es für den Journalismus „kurz nach 12“ sei, reflektiert ja die Besorgnis, dass Entwicklungen wie die Zunahme von Falschnachrichten, finanzieller Druck oder Wandel durch Digitalisierung und KI die Arbeitsbedingungen so verschlechtern, dass Journalismus unattraktiv wird oder ganz verschwindet. Die Aktivitäten und Programme zur Förderung und Ausbildung von Journalisten deuten jedoch darauf hin, dass es auch Bestrebungen gibt, den Journalismus zu stärken und anzupassen. Eine pauschale Zustimmung oder Ablehnung dieser Aussage würde der Vielschichtigkeit der aktuellen Situation nicht gerecht.

Jörg Sadrozinski

Jörg Sadrozinski ist Journalist und bildet seit vielen Jahren für diesen Beruf aus: Er leitet die Medienakademie der Friedrich-Naumann-Stiftung, arbeitet als Dozent für Hochschulen in Deutschland und der Schweiz, verantwortet die Medienkompetenzprojekte der Reporterfabrik und ist ehrenamtlicher Vorsitzender des Vereins „Journalismus macht Schule“, der sich für Nachrichten- und Informationskompetenz an Schulen einsetzt. Zuvor leitete er die Deutsche Journalistenschule und war als Redaktionsleiter von tagesschau.de und war Mitglied der Chefredaktion von ARD-aktuell.

Foto: Reporterfabrik

Das Format: 3 Fragen – 3 Antworten

Herausforderungen, Erfahrungen, Chancen: In Kurzinterviews sprechen wir mit Akteur:innen in der Medienlandschaft zur Finanzierung und Förderkulisse von Journalismus sowie zu Fragestellungen rund um gemeinnützigen und gemeinwohlorientierten Journalismus.