Alexander Völkel

Gründer und verantwortlicher Redakteur Die Nordstadtblogger

Wieso betreiben Sie Die Nordstadtblogger als ehrenamtliches Projekt?

Wir sind eine Ehrenamtsinitiative, aber nicht gemeinnützig. Wir setzen uns im Forum für den gemeinnützigen Journalismus ein. Wenn die Ampel-Koalition endlich liefert, werden wir uns auch um den Status der Gemeinnützigkeit bemühen. Die Nordstadtblogger sind nach der Schließung der Lokalredaktionen der WR/WAZ in Dortmund vor mehr als zehn Jahren entstanden. Damals habe ich mir Nordstadtblogger als „Übungsblog“ von unserem Arbeitgeber genehmigen lassen, weil wir zu dem Zeitpunkt zwar freigestellt waren, aber noch bezahlt wurden. Schon damals wurde deutlich, wie die WAZ-Gruppe (heute Funke) tickt. Ich bekam nur zwei Auflagen: Ich darf keine Abos verkaufen und keine Anzeigen. Dass wir aber Leser:innen abspenstig machen könnten, kam dem Verlag nicht in den Sinn. Schließlich haben nach und nach eine ganze Reihe von WR-Leuten beim Nordstadtblog mitgemacht. Das war „Rundschau Pur“ – im Gegensatz zur verkauften Zombiezeitung ohne Redakteur:innen. Dass wir das ursprünglich ehrenamtlich machen durften, diesem Gedanken sind wir treu geblieben. Es wurde zum Markenzeichen. Auf Dauer wollen wir aber Menschen entlohnen. Uns schwebt ein Stipendienprogramm vor, mit dem wir für (noch) mehr Diversität in der Redaktion sorgen wollen.

Wie lassen sich Nachrichtenwüsten im Lokalen vermeiden?

Auf Dauer wird das nur gehen, wenn wir Rahmenbedingungen für gemeinnützigen Journalismus in Deutschland schaffen. Wir machen das seit zehn Jahren, aber auf Dauer wird das nicht ehrenamtlich gehen. Denn auch Ehrenamt braucht und kostet Geld. Gut gemeinte Regelungen wie die Staatsferne von Medien stehen uns als Ehrenamtsmedium zumeist im Weg. Wir sind zwar eine Ehrenamtsinitiative wie viele andere auch. Aber da wir Journalismus machen, werden uns fast alle Fördermöglichkeiten, die ansonsten Ehrenamtliche bekommen, verweigert.

Welches Motto führt den Journalismus in eine rosige Zukunft?

Wenn ich das wüsste, hätte ich die Idee schon vermarktet. Aber ich kann es ja mal versuchen: Journalismus hat nur eine Zukunft, wenn er unaufgeregt und seriös bleibt bzw. wieder wird. Mit Clickbaiting, Populismus und Erregungspotenzial schaufeln wir uns auf Dauer das eigene Grab.

Alexander Völkel

Alexander Völkel ist Politologe, Journalist, Fotograf und Social Media Manager. Er arbeitet seit 30 Jahren für unterschiedliche Medien. 2013 hat er das Ehrenamts-Medienprojekt Nordstadtblogger in Dortmund ins Leben gerufen und engagiert sich dort als ehrenamtlicher Redaktionsleiter. Schwerpunkt seiner Arbeit sind journalistische Arbeiten in Text, Bild und Video aus den Bereichen Politik und Soziales. Sein besonderes Anliegen sind die Bereiche Integration und Zuwanderung, die Förderung der Zivilgesellschaft sowie die Auseinandersetzung mit Rechtsextremismus und Antisemitismus.

3F3A: 3 Fragen – 3 Antworten

Herausforderungen, Erfahrungen, Chancen: In Kurzinterviews sprechen wir mit Akteur:innen in der Medienlandschaft zur Finanzierung und Förderkulisse von Journalismus sowie zu Fragestellungen rund um gemeinnützigen und gemeinwohlorientierten Journalismus.