Joachim Budde

Journalist und ehemaliger Vorsitzender des Berufsverbands Freischreiber

Die Situation für selbständige Journalist:innen ist aktuell prekärer denn je: Was muss sich denn ändern?

Egal ob bei Tageszeitungen oder beim Rundfunk – man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, dass Verlage und Sender ihre freien Journalist:innen langsam aber sicher verhungern lassen. Denn die Honorare sind schon lange von der Inflation abgekoppelt. Hinter den Kulissen schließen sich Verlage und Redaktionen zu immer größeren Verbünden zusammen. Das erschwert es den Freien, ihre Geschichten mehrmals zu verkaufen. Und irgendwann können sie sich ihre wichtige Arbeit einfach nicht mehr leisten.

Gemeinnütziger Journalismus – bringt das was für Freischaffende?

Journalismus ist gemeinnützig, weil er im besten Falle der Gesellschaft und der Demokratie dient. „Gemeinnützig“ darf aber nicht heißen, dass Profi-Journalisten ihre Arbeit kostenlos machen sollen.

Sehen Sie KI und TikTok eher als Bedrohung oder als Chance für die Unabhängigkeit des profitorientierten Journalismus?

Ich sehe KI und soziale Medien einerseits als Chance. Mit KI können Journalist:innen Arbeitsabläufe vereinfachen oder zum Teil automatisieren. Mit Social Medien können sie Aufmerksamkeit auf ihre Geschichten lenken – zumal bei jungen Menschen. Wenn KI allerdings bei Menschen abschreibt oder Rechercheure und Autorinnen ersetzt, dann muss sie an die Kette. Und wenn Journalist:innen – egal ob fest oder frei – Social-Media-Arbeit gratis obendrauf erledigen sollen, dann entwickelt sich der Beruf in eine falsche Richtung.

Joachim Budde

Joachim Budde arbeitet seit 2003 als freier Wissenschaftsjournalist mit Spezialgebiet Insekten vor allem für öffentlich-rechtliche Radiosender (DLF, DLF-Kultur, DLF Nova, WDR, BR, NDR) sowie für Zeitungen wie „Tagesspiegel“, „Die Zeit“ oder „Neue Zürcher Zeitung“. Und seit 2017 bei „RiffReporter“. Bis Januar 2024 war er Vorsitzender von Freischreiber, dem Berufsverband freier Journalistinnen und Journalisten.

Foto: Freischreiber

Das Format: 3 Fragen – 3 Antworten

Herausforderungen, Erfahrungen, Chancen: In Kurzinterviews sprechen wir mit Akteur:innen in der Medienlandschaft zur Finanzierung und Förderkulisse von Journalismus sowie zu Fragestellungen rund um gemeinnützigen und gemeinwohlorientierten Journalismus.