Kathy K. Im

Kathy K. Im, Director „Journalism & Media“, MacArthur Foundation (Chicago, USA).

Frau Im, gibt es derzeit ein Momentum für den gemeinnützigen Journalismus? Wenn ja: Warum glauben Sie, dass es sich lohnt, derzeit in gemeinnützige Nachrichtenorganisationen zu investieren?

Bei MacArthur, insbesondere im Programm für Journalismus und Medien, sind wir besorgt über die Krise der Pressefreiheit, die Sicherheit von Journalisten weltweit und die Fragilität unabhängiger Nachrichtenagenturen auf der ganzen Welt, einschließlich Europa. Deshalb haben wir eigene Recherchen durchgeführt und versuchen derzeit, eine Strategie zu entwickeln, um möglicherweise mehr Projekte außerhalb der USA zu finanzieren. Was wir dabei gelernt haben – auch dank der Beiträge mehrerer europäischer Spender und internationaler unabhängiger Medien – ist, dass der Schwerpunkt nicht auf „gemeinnützigen” Nachrichten liegen sollte, da dies ein amerikanisches Konstrukt ist, sondern auf unabhängigem Journalismus: Wo können wir unabhängige Medien stärken, die Gefahr laufen, vereinnahmt oder geschlossen zu werden? Unsere Priorität wird daher die Stärkung unabhängiger Medien sein, insbesondere in Ländern und Regionen, in denen es nur sehr wenige unabhängige Medien gibt oder in denen unabhängige Medien ins Exil gezwungen wurden. Anstatt einzelne Medien direkt von Chicago aus zu finanzieren, werden wir diese Arbeit mit Hilfe globaler und regionaler Vermittler sowie gepoolter Fonds wie dem International Fund for Public Interest Media, Civitates, dem Media Forward Fund und anderen vorantreiben.

KI scheint sich zu einer Bedrohung für den Journalismus zu entwickeln, durch den vermehrten Einsatz von KI-Technologie in Redaktionen könnte es zu einer enormen Zunahme von Nachrichtenwüsten kommen. Beispielsweise wird die Einnahmequelle von Google durch KI für die Verlage in absehbarer Zeit komplett abgeschnitten. Was halten Sie davon in ihrer Rolle als Geldgeber für Journalismus?

Derzeit herrscht eine gewisse Unsicherheit in Bezug auf KI und Journalismus. Die negativen Auswirkungen der KI auf die Nachrichtenbranche sind offensichtlich und ausgeprägt. Diejenigen von uns, die KI zum Wohle der Demokratie und guter Informationen einsetzen wollen, hinken vielleicht ein wenig hinterher, wenn es darum geht, diese Möglichkeiten noch aggressiver zu entwickeln, obwohl viele kluge Köpfe und Institutionen daran arbeiten. Wir finanzieren eine Organisation namens „Hacks Hackers“, die Experimente zur Förderung der Nutzung und Anwendung von Technologie im Bereich des Journalismus unterstützt. Sie veranstalten Hackathons, um kluge Köpfe an der Schnittstelle von Technologie und Journalismus zusammenzubringen und kreative und kollaborative Lösungen für Redaktionen zu finden.

Wir befinden uns aktuell in einer chaotischen Experimentierphase. Die Angriffe auf die Presse und die Verbreitung von Desinformation, die Macht der Plattformen, die rasante Entwicklung der KI – all das geschieht gerade. Und die derzeitige Zusammensetzung der Redaktionen und ihre Fähigkeiten sind diesen Herausforderungen möglicherweise nicht gewachsen. Dies ist momentan ein sehr aktiver Bereich für Diskussion, Forschung und Praxis. Und obwohl wir noch nicht alle Antworten haben, bin ich von den Menschen, die an diesen Problemen arbeiten, sehr ermutigt.

Was muss in den kommenden Jahren von der internationalen Stiftungs-Community unternommen werden, um das Schlimmste zu verhindern und den Journalismus wieder resilient zu machen?

Zunächst einmal glaube ich nicht, dass Philanthropie allein den Journalismus retten kann. Und ich glaube auch nicht, dass wir das schaffen können, denn es gibt nicht genug von uns, die in diesem Bereich fördern, um das zu erreichen. Aber MacArthur und andere bemühen sich sehr, einige der wichtigsten und besten Nachrichtenmedien in den USA und weltweit zu unterstützen. Und wir sammeln gemeinsam mit unseren Stipendiat:innen aktiv Spenden, um mehr Spender für die Philanthropie im Journalismus zu gewinnen. Wir waren bei der Gründung des Media Forward Fund für Deutschland, Österreich und der Schweiz dabei. Einer der Hauptgründe für unsere Teilnahme war, dem MFF dabei zu helfen, anderen Spendern klar zu machen, dass die Finanzierung des Journalismus eine zentrale Priorität für jede:n Spender:in sein sollte, der oder die sich auch um die Zukunft von Demokratie, Umwelt, Gesundheit und andere Themen sorgt, für die genaue Informationen unerlässlich sind. Aber über die Gewinnung weiterer Spender:innen hinaus fordern wir Nachrichtenagenturen dazu auf, philanthropische Unterstützung zu nutzen, um andere einkommensschaffende Aktivitäten zu entwickeln und zu stärken, damit sie sich besser selbst tragen können.

Kathy K. Im

Kathy K. Im leitet das Programm „Journalism & Media“ der MacArthur Foundation in Chicago (USA). Zwischen 2023 und 2024 leitete Im die Entwicklung einer lokalen Nachrichtenkooperation, die schließlich zur Gründung von Press Forward und zur Schaffung eines neuen Stiftungsprogramms für lokale Nachrichten bei MacArthur führte. Kathy K. Im hat Public Policy an der Harris School of Public Policy Studies der University of Chicago studiert.

Foto: MacArthur Foundation

Das Format: 3 Fragen – 3 Antworten

Herausforderungen, Erfahrungen, Chancen: In Kurzinterviews sprechen wir mit Akteur:innen in der Medienlandschaft zur Finanzierung und Förderkulisse von Journalismus sowie zu Fragestellungen rund um gemeinnützigen und gemeinwohlorientierten Journalismus.

Published On: 13. August 2025