Eva Flecken

Direktorin der Medienanstalt Berlin-Brandenburg

Wofür setzt sich die Medienanstalt Berlin-Brandenburg ein und wie steht sie zu gemeinnützigen Ansätzen im Journalismus?

Als unabhängige Anstalt des öffentlichen Rechts setzen wir uns für die Sicherung der Medienvielfalt ein. Hierbei unterstützt die mabb Lokaljournalismus, engagiert sich gegen Desinformation und stärkt die Informations- und Nachrichtenkompetenz von Nutzer:innen aller Generationen – für den selbstbestimmten, kritischen Umgang mit Medien und einen fairen demokratischen Diskurs. Mit unserer Einrichtung ALEX Berlin, einem nicht-kommerziellen Sender, bilden wir Inhalte von gesellschaftlicher Relevanz jenseits des Mainstreams ab. Zusätzlich fördern wir auf unterschiedliche Art und Weise nichtkommerzielle lokale Hörfunkanbieter (NKL) in Berlin und Brandenburg. Ihr nichtkommerzieller Charakter ermöglicht es ihnen, Themen wie queeres Leben, lokale Politik oder Musikgeschichte zu behandeln und spezielle Zielgruppen wie Senior:innen, Student:innen oder Migrant:innen anzusprechen.

Weshalb braucht es spezielle Förderprogramme für den Lokaljournalismus?

Lokale Medien versorgen die Bevölkerung regelmäßig mit Informationen aus ihrer unmittelbaren Umgebung und tragen zur politischen Meinungsbildung und Teilhabe bei. Sie sind gerade in Krisenzeiten für die Informationsversorgung, für die unabhängige Berichterstattung und die Demokratie von großer Bedeutung. Eine Förderung konkreter journalistischer Angebote ist besonders an den Orten notwendig, an denen bereits nur wenige oder sogar keine journalistischen Angebote vorhanden oder ein Defizit zu befürchten ist. Mit unseren Förderprogrammen machen wir uns deshalb für kreative und innovative lokaljournalistische Angebote stark und leisten damit einen wichtigen Beitrag zur nachhaltigen Sicherung der lokalen Medienvielfalt.

Welche alternativen Wege gibt es, die Gemeinwohlorientierung auf dem Medienmarkt zu stärken, beispielsweise bei der Bekämpfung von Desinformation?

Der Kampf gegen Desinformation ist das, was viele Medienhäuser in Deutschland und uns als Medienaufsicht umtreibt. Hierfür müssen jedoch zentrale Elemente wie das Vertrauen in den Journalismus, das Bewusstsein für die Wirkungsformen von Desinformation sowie selbstbestimmte Mediennutzung gesamthaft gedacht werden. Wir sollten hierfür Hand in Hand arbeiten, um der massiven Flut an Desinformation entschlossen entgegen zu treten. Ein stetiger informativer Austausch zwischen den Akteur:innen auf dem Medienmarkt könnte Anreiz für Kooperationen bieten, da gemeinsame Themen und Herausforderungen im ersten Schritt sichtbar und im zweiten gemeinsam gedacht und angegangen werden könnten. Kooperation statt Konkurrenz sollte hier im Vordergrund stehen.

Eva Flecken

Dr. Eva Flecken ist 2021 Direktorin der Medienanstalt Berlin-Brandenburg (mabb). Zuletzt leitete sie als Vice President bei Sky Deutschland die Bereiche Regulierung und Jugendschutz sowie Politik für die DACH-Region. Bevor Eva Flecken 2014 die Leitung des Berliner Hauptstadtbüros von Sky übernahm, verantwortete sie in der mabb die Bereiche Digitale Projekte, Netz- und Medienpolitik. Als Referentin für Plattformregulierung und Medienpolitik in der Gemeinsamen Geschäftsstelle der Landesmedienanstalten befasste sich Eva Flecken bereits davor mit Themen rund um die Digitalisierung des Rundfunks.

Foto: Silke Weinsheimer

Das Format: 3 Fragen – 3 Antworten

Herausforderungen, Erfahrungen, Chancen: In Kurzinterviews sprechen wir mit Akteur:innen in der Medienlandschaft zur Finanzierung und Förderkulisse von Journalismus sowie zu Fragestellungen rund um gemeinnützigen und gemeinwohlorientierten Journalismus.