Nicola Kuhrt

Mitgründerin und Geschäftsführerin Medwatch

Warum würden Sie anderen Kolleg:innen dazu raten, ein journalistisches Start-up zu gründen?

Ein eigenes journalistisches Start-up zu gründen, verschafft dir – neben viel Arbeit und Verantwortung – ungeahnte und fantastische Freiheiten in Projekt- und Themenplanung. Gratis dazu kommen Kenntnisse des Mediensystems (ob du willst oder nicht) und eine viel größere Nähe zu deinen Leser:innen. Es ist in jedem Fall eine Bereicherung.

Welche Fallstricke birgt die unternehmerische Verantwortung journalistischer Neugründungen?

Es wird vor allem in der Anfangszeit, aber immer auch mal zwischendurch weniger journalistisches Know-how, dafür viel Finanz-, Steuer- und Marketing-Wissen benötigt. Das bedeutet: Kein recherchieren und schreiben, dafür Buchhaltung, Planung und Netzwerken. Ohne das geht es nicht – man sollte es akzeptieren und muss es unbedingt von Anfang an einplanen. Es braucht auch Mut, die bekannten eigenen Wege zu verlassen und sich auf unbekanntes Terrain zu begeben. Auch schwierige Phasen gilt es, auszuhalten.

Welche Chancen bergen aus Ihrer Sicht gemeinwohlorientierte Geschäftsmodelle speziell für den Bereich Gesundheits- und Medizinjournalismus?

Das eigene Start-up kann dir ein größeres Wissen darum ermöglichen, wie die eigene Leserschaft tickt und der eigene Themenbereich aufgebaut ist. Wenn das Start-up ankommt: Das Vertrauen der Leser:innen macht dein Unternehmen stark und damit besonders. Gemeinsam mit einem großartigen Team kannst du es weiterentwickeln. Diese Kraft macht viel möglich, was du vielleicht nicht erwartet hast.

Nicola Kuhrt

Nicola Kuhrt ist freie Medizinjournalistin und Ko-Gründerin von MedWatch.de – einem Online-Magazin für Medizinjournalismus – sowie Redaktionsleiterin des Research.Table bei Table Media in Berlin. Bis 2015 war sie Redakteurin und stellvertretende Ressortleiterin im Ressort Wissenschaft bei Spiegel Online. Sie ist Preisträgerin des Peter Hans Hofschneider-Preises und Gewinnerin des Best Cancer Reporter Award. Im April 2021 veröffentlichte sie gemeinsam mit Cornelia Betsch und Jan Oude-Aost das Buch „Fakten-Check Impfen“ (Gräfe & Unzer).

Bildnachweis: Sandra Birkner Photography

3F3A: 3 Fragen – 3 Antworten

Herausforderungen, Erfahrungen, Chancen: In Kurzinterviews sprechen wir mit Akteur:innen in der Medienlandschaft zur Finanzierung und Förderkulisse von Journalismus sowie zu Fragestellungen rund um gemeinnützigen und gemeinwohlorientierten Journalismus.