Thomas Hacker

Medienpolitischer Sprecher Bundestagsfraktion FDP

Wie sinnvoll ist eine stärkere Gemeinwohlorientierung im Journalismus?

Der Journalismus in Deutschland sieht sich mit erheblichen Herausforderungen konfrontiert, insbesondere durch den Wandel der Medienlandschaft und die wachsende Konkurrenz im Online-Bereich. Dies bedroht insbesondere die redaktionelle Vielfalt bei Regional- und Lokalangeboten und die Qualität. Die Anerkennung des Journalismus als gemeinnützige Tätigkeit könnte hier Abhilfe schaffen, indem sie neue Finanzierungswege eröffnet, die nicht auf Gewinnerzielung ausgerichtet sind, sondern darauf, die Allgemeinheit auf verschiedenen Gebieten zu fördern. Dies könnte eine vielfältige und freie Presse unterstützen, die essenziell für eine moderne Demokratie ist.

Welche politischen Vorbehalte stehen aus Ihrer Sicht der Anerkennung von Journalismus als gemeinnütziger Zweck im Sinne der Abgabenordnung primär im Weg?

Einer der Hauptvorbehalte gegenüber der Anerkennung des Journalismus als gemeinnütziger Zweck liegt in der potenziellen Gefährdung der Pressefreiheit und der journalistischen Unabhängigkeit. Während der Staat und die Politik die Vielfalt von Presse und Medien sichern sollen, muss gleichzeitig die Staatsferne der Berichterstattung gewährleistet bleiben. Eine direkte staatliche Finanzierung des Journalismus könnte genau diese Unabhängigkeit gefährden. Daher ist es wichtig, dass alternative Finanzierungswege gefunden werden, die privates Engagement fördern, ohne die journalistische Freiheit zu kompromittieren. Die Herausforderung besteht darin, ein Gleichgewicht zwischen der Unterstützung des Journalismus und dem Schutz seiner Unabhängigkeit zu finden.

Welche medienpolitischen Maßnahmen sind notwendig, um die Medienvielfalt zu fördern?

Um die Medienvielfalt zu fördern, sollten medienpolitische Maßnahmen darauf abzielen, kleine, unabhängige und innovative Medienangebote zu unterstützen, insbesondere im lokalen und regionalen Bereich. Die Anerkennung der Gemeinnützigkeit von Journalismus kann hierbei eine Rolle spielen. Allerdings müssen gleichzeitig Maßnahmen ergriffen werden, um zu verhindern, dass diese Modelle für unternehmerische Zwecke mit Gewinnerzielungsabsicht missbraucht werden oder Auftragsjournalismus durch einflussreiche Großfinanziers entsteht. Daher muss sichergestellt sein, dass die Förderung des Gemeinwohls und die Unabhängigkeit der Presse im Vordergrund stehen, um ihre Rolle als Kontrollorgan und Teilnehmer an öffentlichen Diskussionen zu erhalten.

Thomas Hacker

Thomas Hacker (Jahrgang 1967) ist seit 2017 Mitglied des Deutschen Bundestags und medienpolitischer Sprecher der Fraktion der Freien Demokraten. Der Bayreuther arbeitet neben seinem parlamentarischen Mandat als selbständiger Berater. Der examinierte Steuerberater ist seit 1995 Mitglied der FDP und seit 2013 Präsident der Thomas-Dehler-Stiftung, die als liberales Bildungswerk in Bayern wirkt.

Foto: Jannik Jürß | Büro Thomas Hacker MdB

Das Format: 3 Fragen – 3 Antworten

Herausforderungen, Erfahrungen, Chancen: In Kurzinterviews sprechen wir mit Akteur:innen in der Medienlandschaft zur Finanzierung und Förderkulisse von Journalismus sowie zu Fragestellungen rund um gemeinnützigen und gemeinwohlorientierten Journalismus.