Vanessa Bitter
Vanessa Bitter, Chief Operating Officer bei „#UseTheNews“
Frau Bitter, Sie haben gerade als COO bei der Initiative „#UseTheNews“ begonnen – einem spannenden Projekt, wenn es um Nachrichtenkompetenz und Medienbildung für junge Zielgruppen geht und das neben vielen anderen Partner:innen seit kurzem auch vom VOCER-Institut unterstützt wird. Was ist ihre Mission, was soll sich jetzt konkret verändern?
Unsere Mission bei „#UseTheNews“ ist es, Nachrichten- und Informationskompetenz bis 2030 verbindlich in allen deutschen Schulen zu verankern – so selbstverständlich wie Lesen oder Rechnen. Denn in einer Zeit, in der Desinformation zunimmt und das Vertrauen in Medien schwindet, wird deutlich: Demokratie braucht eine gemeinsame Faktenbasis – und junge Menschen brauchen das Wissen und die Fähigkeit, Informationen einzuordnen, Quellen zu prüfen und sich eine eigene, fundierte Meinung zu bilden. Gleichzeitig müssen wir im Journalismus neue Wege ausloten, um junge Zielgruppen zu erreichen, ihre Lebensrealitäten ernst zu nehmen und verloren gegangenes Vertrauen zurückzugewinnen.
Das „Jahr der Nachricht“ war eine öffentlich geförderte Kampagne – aber reicht das? Was muss medienpolitisch passieren, damit Informationskompetenz nicht nur als solitäres Projekt daherkommt, sondern zur Pflichtaufgabe wird – ähnlich wie Lesen, Schreiben, Rechnen?
Das „Jahr der Nachricht“ war – wenn man so will – der Auftakt einer Bewegung. Die Förderung von Nachrichten- und Informationskompetenz muss zur verbindlichen Aufgabe in allen Bundesländern werden. Dafür setzen wir uns gemeinsam mit vielen Partnern ein. Gleichzeitig brauchen Lehrkräfte konkrete und praktikable Lösungen: leicht einsetzbare Unterrichtsmaterialien, Fortbildungsangebote und verlässliche Unterstützung. Denn gute Absichten reichen nicht, wenn die Umsetzung im Alltag scheitert. Die große Aufgabe ist es jetzt, aus Einzelinitiativen ein stabiles Fundament zu machen.
In der Debatte um gemeinwohlorientierte Medien wird oft über Formate, selten über Wirkung (auch auf den Journalismus) gesprochen. Was macht aus ihrer Sicht ein Format relevant für junge Menschen – auf TikTok, in der Schule oder in einem Newsroom?
Relevanz entsteht durch Beteiligung. Junge Menschen wollen nicht nur konsumieren, sondern häufig auch mitreden und mitgestalten. Formate, die jungen Menschen ermöglichen, selbst aktiv zu werden, entfalten echte Wirkung. Deswegen setzen wir auf Dialog und Co-Creation und glauben an einen Journalismus, der zuhört, erklärt und gemeinsam mit der Audience neue Wege geht. Mit unserem „Competence Center Young Audiences“ haben wir in Hamburg 2025 ein neues Praxislabor geschaffen, um die Zusammenarbeit zwischen Journalismus, Pädagogik und Jugendlichen zu stärken.
Vanessa Bitter

Vanessa Bitter studierte in Mainz Publizistik und Politikwissenschaften und kam nach verschiedenen Stationen in Medien, PR und Werbung zur Deutschen Presse-Agentur (dpa) nach Hamburg. Von 2018 bis 2023 betreute sie als Marketing-Managerin unter anderem die digitalen Unternehmenskanäle der dpa. Seit 2021 begleitete sie zudem die Projekte der Nachrichtenkompetenz-Initiative „#UseTheNews“ und koordinierte 2024 als Projektleiterin das „Jahr der Nachricht“. Seit 2025 ist sie Chief Operating Officer (COO) von „#UseTheNews“.
Foto: dpa
Das Format: 3 Fragen – 3 Antworten
Herausforderungen, Erfahrungen, Chancen: In Kurzinterviews sprechen wir mit Akteur:innen in der Medienlandschaft zur Finanzierung und Förderkulisse von Journalismus sowie zu Fragestellungen rund um gemeinnützigen und gemeinwohlorientierten Journalismus.