Werbefinanzierung, Reichweitenorientierung, Aufmerksamkeit, Skandale, Klicks: Wenn wir Journalismus an der Skalierung seiner Erlöse orientieren, dann brauchen wir uns nicht zu wundern, dass es zu einer Beziehungskrise mit dem Publikum gekommen ist. Wir sollten stattdessen über Geschäftsmodelle reden, die sich stärker an einem Gemeinwohl orientieren. Dann ergeben sich zwangsläufig andere Formen der Organisation und Finanzierung. Nonprofit-Journalismus mit dem Modell eines spendenfinanzierten Mediums ist dabei nur eine der Möglichkeiten, die dadurch Beachtung verdienen.
Eine andere ist die Genossenschaftsidee, die wir bei Krautreporter gewählt haben. Wir haben diese Unternehmensform gewählt, weil sie sich unserer Meinung besonders dazu eignet, unabhängigen Journalismus abzusichern und dabei gleichzeitig demokratische Strukturen auf der Unternehmensseite einzuführen. Und weil sie die gesellschaftlich wichtige Haltung verkörpert, mit der wir Journalismus betreiben: Gemeinschaftsprojekt statt Einbahnstraße.
Alexander von Streit
VOCER | Krautreporter
Alexander von Streit ist Vorstand des VOCER Instituts für Digitale Resilienz und leitet gemeinsam mit Leif Kramp und Stephan Weichert das von der Bundesbeauftragten für Kultur und Medien geförderte Wissensdatenbankprojekt NPJ.news. Er ist außerdem Gründer und Herausgeber des unabhängigen Online-Magazins Krautreporter. Davor verantwortete er unter anderem als Chefredakteur die deutsche Ausgabe des Magazins Wired, leitete das Digital-Ressort bei Focus Online und war Chefredakteur des Medienmagazins Cover. Volontiert hat er nach seinem Politologie-Studium bei der Frankfurter Rundschau. 2019 wurde er für Krautreporter mit dem Grimme-Online-Award ausgezeichnet.
Foto: Thomas Linkel
Die Lösung
Wie kann gemeinnütziger oder gemeinwohlorientierter Journalismus funktionieren? Hier formulieren Vordenker:innen aus der Medienbranche inspirierende Gedanken zu Lösungsansätzen, mit denen wir den Journalismus besser machen können.